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Wenn ich, nicht ich wäre, wäre ich dann meine Freundin?

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Eigentlich sollte es diese Woche um ein ganz anderes Thema gehen. Aber ich habe mein erstes Buch von Amélie Nothomb gelesen. Es heißt „Die Kunst, Champagner zu trinken“. Ich empfehle es nicht weiter. Nicht, weil es schlecht wäre, mir nicht gefallen hätte, oder nicht für Lachanfälle gesorgt hätte! Das alles ist es! Aber was sagt es über einen Menschen aus, dem so eine verrückte Lektüre gefällt? Genau das geht mir die letzten drei Tage durch den Kopf.

Im Buch geht es nicht um Alkoholkonsum, natürlich nicht! Wobei der schon sehr präsent ist! Es ist sehr unterhaltsam, lustig und traurig! Und das Ende ist so verrückt, es hat mich total umgehauen! Aber warum gefallen mir solche Art Bücher? Vielleicht weil ich selbst ganz schön verrückt bin?

Und da fing es an, in meinem Kopf zu rattern! Was ist in der Gesellschaft erlaubt, wie anders darf ein Mensch sein, was sagt es uns über einen Menschen aus, der eher allein, als in Gesellschaft unterwegs ist…was wird in meiner Umgebung als “normal“ bezeichnet? Und noch wichtiger, wie sehr bin ich selbst von diesem Urteil abhängig?

Individualität ist angeblich erstrebenswert! Aber ist das tatsächlich so? Im Alltag tun wir doch alles, um nicht aufzufallen. Wir tragen Kleidung von der Stange, haben “normale“ Hobbies, fahren in Urlaub, gehen arbeiten. Und doch ist Anderssein verlockend!

Jeder hat doch schon mal einen “Paradiesvogel“ in eine Schublade getan, ihn oder sie als Punk abgestempelt, alternativ, verrückt, rebellisch…all das geht uns doch allen durch den Kopf, wenn wir einen Menschen in bunten Kleidern, mit langen Haaren und Boots sehen. Wir vermuten gleich, dass ein bestimmter Musikstile sein Leben beherrscht, dass er, wenn überhaupt, einen bestimmten Beruf ausübt, oder aber ewiger Student ist. Warum aber beschäftigt uns das? Wenn wir doch zufrieden in unserem Dasein sind, pinke Haare albern finden und vegane Ernährung gesundheitsschädlich ist… Was veranlasst uns, andere zu beurteilen, und schlimmer noch, zu VERurteilen? Warum vergeuden wir so viel Zeit, uns über den Lebenswandel anderer aufzuregen?

Ich vermute, wir beneiden die, die auffallen, die sich trauen, anders zu sein und gegen die Strömung schwimmen! Oft geschieht es unbewusst, oft reagieren wir sogar aggressiv! Aber meine Vermutung ist, dass es die Enttäuschung über uns selbst ist, die sich so äußert! Eigentlich wollen wir alle besonders sein, in etwas talentiert, bewundert werden, uns von der Masse abheben! Allerdings kostet es Kraft, Mut und Einfallsreichtum! Wir müssen bereit sein, kritisiert, entmutigt, sogar beleidigt zu werden. Und das macht Angst! Daher erscheint uns die sicherere Variante, die bessere. Doch macht sie uns auch glücklich?

Das Buch erzählt von zwei Charakteren (ich bin nicht sicher, dass es um zwei unterschiedliche Menschen ging) die ganz schön verrückt sind, sie haben nicht viele Freunde, sie fallen durch ihr Äußeres, ihre Art, ihren Beruf auf. Ich denke, es ist schwer, sich mit solchen Menschen anzufreunden. Doch sie können so viel geben…man muss nur bereit sein, das zu erkennen und zu respektieren!

Die Schwierigkeit im Umgang mit etwas durchgeknallten, anders tickenden Menschen ist aber, dass sie sich selbst oft genug sind und sehr wenige Menschen in ihr Leben reinlassen!

Ich habe auch Schwierigkeiten, Menschen in mein Leben reinzulassen. Ich genüge mir oft selber und brauche kaum Gesellschaft. Ich kann oft nachfühlen, warum sich Menschen so, und nicht anders verhalten, kann mich mit verrückten Charakteren oft identifizieren, wohl deswegen wäre ich gerne mit mir befreundet! Ich fände es spannend, mich zu betrachten und zu analysieren…es wäre bestimmt oft langweilig, manchmal skurril, ab und zu traurig, aber auch komisch und unterhaltsam…glaube ich!

Würdet ihr euch mit euch anfreunden?

Genießt den Moment

Natalja

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